Chronik des Musikvereins Tannheim

Ursprünge des Musikvereins Tannheim

Tannheim an der Iller besitzt eine Musikkapelle, deren Wurzeln weit zurück reichen. Bereits zwischen 1830 und 1871 wurden Tannheimer Blasmusiker mehrmals in alten Schriftstücken erwähnt. Diese bestehende Kapelle scheint sich aber irgendwann aufgelöst zu haben. Erst 1887/88 taten sich wieder einige Musiker zusammen und gründeten „nach einer langen Zwischenzeit“ eine neue „Musikgesellschaft“. Zunächst musizierte diese offensichtlich ohne Dirigenten, bis dann 1892 das Gründungsmitglied Willibold Gaißer zum musikalischen Leiter ernannt wurde. Die Kapelle entwickelte sich gut und brachte es schließlich auf fast 20 Mitglieder. Gespielt wurde in der Regel am Königsfest, am Weißen Sonntag, an Fronleichnam und auf Hochzeiten.

 

Zwischen den Kriegen

Die Zeit des ersten Weltkriegs bedeutete für die Tannheimer Musikkapelle einen empfindlichen Einschnitt: sechs Musiker starben und einige andere verheirateten sich nach auswärts, so daß sich die Kapelle mehr oder weniger auflöste. Die verbliebenen Musiker spielten nur noch an Hochzeiten auf.
Es sollte bis 1921 dauern, ehe die Kapelle sich wieder als solche zusammenfand und verstärkt mit neuen Mitgliedern wieder unter ihrem alten Dirigenten Willibold Gaißer auftrat.
Der nicht einmal zwanzig Jahre später ausbrechende zweite Weltkrieg kostete mehr als der Hälfte der 27 Vereinsmitglieder das Leben.

 

Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg

Doch schon 1947 konnte die Kapelle beim Weißen Sonntag, von 20 Nachwuchsmusikern unterstützt, wieder aufspielen.
Fünf Jahre später feierte die Kapelle mit einem Musikertreffen das 30-jährige Jubiläum ihrer Wiedergründung nach dem ersten Weltkrieg.

 

Einweihung des Musikpavillons

1972 wurde für die Tannheimer Musiker ein äußerst ereignisreiches Jahr: zum einen erhielt ihr Verein eine eigene Satzung und wurde daraufhin ins Vereinsregister eingetragen, zum anderen konnte, wiederum verbunden mit einem großen Musikertreffen, die Einweihung des in Eigenleistung erstellten Musikpavillons im „Rehgarten“ gefeiert werden. Dieser bildet seither zusammen mit dem alten Baumbestand des gräflichen Parks den einzigartigen Rahmen für das alljährlich stattfindende „Frühlingsfest“ am Vatertagswochenende.
Ende der 70er Jahre nahmen die Tannheimer Musiker Kontakt zu den Musikvereinen von Tannheim/Tirol und Tann-heim/Schwarzwald (Stadt Villingen-Schwenningen) auf. Daraus entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen, die bis heute mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen gepflegt werden.

 

Musikalische Erfolge

1981 fand nach längerer Pause wieder ein Weihnachtskonzert statt. Seither gehört es als fester Bestandteil zum Jahreslauf des Musikvereins. Zwei Jahre später traten die Tannheimer Musikerinnen und Musiker das erste mal bei einem Wertungsspiel in der Oberstufe an, in der sie seither immer wieder beachtliche Erfolge erzielen konnten. So etwa 1994, als die Tannheimer sich beim Landesmusikfest in Wangen in der Oberstufe die Bestnote „sehr gut“ erspielten.
Nicht weniger erfolgreich trat die 1996 gegründete Jugendkapelle mit ihren rund 30 Mitgliedern immer wieder bei Kritikspielen an.

 

Umzug ins Dorfgemeinschaftshaus

Im Dezember 1997 zogen die Tannheimer Musiker aus ihrem bisherigen Probelokal in der alten Schule um in ihr zukünftiges Heim. Dieses war in Eigenleistung in einem Anbau an das neue Dorfgemeinschaftshaus eingerichtet worden. Das Dorfgemeinschaftshaus selbst wurde wenige Tage später unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und aller örtlichen Vereine eingeweiht und dient seither als kultureller Mittelpunkt der Gemeinde. Da mit ihm nun die räumlichen Verhältnisse gegeben waren, erklärte sich der Musikverein bereit, 1998 für den Kreisverband Biberach den Dirigententag und schließlich im Jahr 2000 den Kreisjugendmusiktag auszurichten, zu dem über 1000 Kinder und Jugendliche ins Illertal kamen.

 

115-jähriges Jubiläum und Kreismusikfest

Anlässlich ihres 115-jährigen Vereinsjubiläums, das sie dieses Jahr feiern können, erklärten sich die Tannheimer Musikerinnen und Musiker dazu bereit, für den Blasmusik-Kreisverband Biberach das Kreismusikfest 2002 auszurichten.
Dieses findet vom 14. bis 16. Juni statt und verspricht mit 36 Wertungsspielvorträgen und einem Festumzug mit etwa 100 teilnehmenden Gruppen zu einer selbst für das blasmusikbegeisterte Oberschwaben ungewöhnlichen großen Veranstaltung zu werden. Neben dem umfangreichen Festprogramm bildet die Verleihung der PRO MUSICA-Plakette an den Musikverein Tannheim einen weiteren Höhepunkt.

 

Die Gegenwart

Heute zeigt sich die Musikkapelle Tannheim als gesunder Verein mit über 50 aktiven Mitgliedern und einem Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren. Darüberhinaus befinden sich rund 20 Kinder und Jugendliche beim Musikverein in Ausbildung.
Der im Jahr 2000 gegründete Förderverein des Musikvereins Tannheim e.V. mit seinen rund 85 Mitgliedern unterstützt die Musikkapelle ideell und finanziell bei ihrer Jugendarbeit.

Chronik Jugendarbeit beim Musikverein

Wie allerorten üblich, bildete der Musikverein über viele Jahre hinweg seinen Nachwuchs in Eigenregie aus. Als dann in den achtziger Jahren in Tannheim eine Zweigstelle der Jugendmusikschule Biberach gegründet wurde, entschloss sich der Musikverein, künftig mit dieser zu kooperieren und seinen Nachwuchs dort ausbilden zu lassen. Leider ging diese Rechnung für die Musikkapelle nicht auf, denn kaum einer der Jugendlichen, die unter erheblichem finanziellen Aufwand ausgebildet worden waren, trat schließlich auch der Kapelle bei. Nachdem der Nachwuchsmangel immer gravierender wurde, entschloss man sich 1992 dazu, die Ausbildung wieder in den eigenen Reihen durchzuführen, um die Kinder und Jugendlichen schon frühzeitig ins Vereinsleben zu integrieren. Dieses Konzept hat sich bestens bewährt.

Die Juka des Musikvereins Tannheim

Immer wieder gab es in der Geschichte der Musikkapelle Auftritte kleinerer Jugendgruppen, die sich auch schon bei Kritikspielen beteiligt hatten. Allerdings waren das allesamt einmalige Aktionen, von einer „Jugendkapelle“ konnte man nicht sprechen. Erst als der Musikverein 1992 die Ausbildung seines Nachwuchses wieder selbst übernahm und sich gleich in den ersten beiden Jahren rund 20 Kinder und Jugendliche zur Ausbildung anmeldeten, konnte man sich über die Gründung einer Jugendkapelle Gedanken machen.
Nachdem der Nachwuchs einen gewissen Leistungsstand erreicht hatte, entschlossen sich die Verantwortlichen, die nun auf 35 Musikerinnen und Musiker angewachsene Gruppe beim Kreisjugendmusiktag 1996 in Unlingen zum ersten mal in der Kategorie „Jugendblasorchester“ antreten zu lassen. Die Leitung übernahm Michael Habres, der schon seit einigen Jahren das Spiel in der Gruppe mit den Jugendlichen geübt hatte. Groß war die Freude, als die neue Jugendkapelle, die mit „Young Life“ von Manfred Schneider in der Stufe „leicht“ angetreten war, auf Anhieb die Note „sehr gut-gut“ erreichte. Von diesem ersten Erfolg angespornt, trat die Jugendkapelle in den folgenden Jahren bei weiteren Kritikspielen an, bald auch in der Stufe „mittelschwer“. Über ihren bislang größten Erfolg konnten sich die Jugendlichen am 28. Mai 2000 freuen. Damals nahm die Jugendkapelle am landesweit ausgeschriebenen Wettbewerb anlässlich des „Tags der Bläserjugend“ in Markdorf am Bodensee teil, der unter Schirmherrschaft von Ministerpräsident Erwin Teufel stattfand. Die Tannheimer boten das Pflichtstück „Vier ländliche Idyllen“ von Kurt Rehfeld und ihr Selbstwahlstück „Explorations“ von Johan Nijs so überzeugend dar, dass ihr von der Jury unter 7 teilnehmenden Jugendblasorchestern der 3. Preis zuerkannt wurde. Was diesen Erfolg noch größer machte, war die Tatsache, dass kein zweiter Preis vergeben worden war, und dass die Tannheimer sogar ein über 70-köpfiges Nachwuchsorchester einer Stadtkapelle auf die weiteren Plätze verwiesen hatten.
Dieses Ergebnis war eine weitere Bestätigung dafür, dass sich der Musikverein mit seiner Jugendausbildung auf dem richtigen Weg befindet und somit auch für die Zukunft gerüstet ist.
Wie bei der Stammkapelle haben sich die letzten Jahre auch für die Jugendkapelle einige Auftritte herauskristallisiert, die den Jahreslauf prägen: im Frühjahr die Teilnahme am Kritikspiel, im September die Nachmittagsunterhaltung beim Kirchengemeindefest und schließlich die Mitwirkung an Altennachmittagen, beim Martinsumzug und nicht zuletzt beim Jahreskonzert des Musikvereins.
Auch 2001 nahm die Jugendkapelle unter der Leitung von Michael Habres wieder am Kritikspiel – diesmal in Otterswang – teil und konnte sich in der Stufe „mittelschwer“ über die Note „sehr gut“ freuen. Darüber hinaus wurden die Tannheimer aber auch noch für insgesamt 10-malige Teilnahme an Kreisjugendmusiktagen ausgezeichnet.

Vororchester und Jugendkapelle Illertal-Rottal

Da etliche Jugendliche aus dem „Juka-Alter“ entwachsen sind, entschlossen sich die Verantwortlichen zur Juka Illertal-Rottal zu fusionieren. 

Beim 49. Kreisjugendmusiktag der Bläserjugend Biberach am 12. März 2016 in Ingoldingen erreichte die Juka Illertal/Rottal unter der Leitung von Petra Springer mit den Stücken Celebration on a new tomorrow von Robert Sheldon und Serengeti von John Higgins die Note “Hervorragend”.

Bei der „Mid Europe 2017“ in Schladming/Österreich erzielte die Juka 86,5 von 100 Punkten mit den Stücken Journey to the Highlands (Manfred Sternberger) und Montañas del fuego (Markus Götz). 

Beim internationalen Blasorchesterwettbewerb FLICORNO D’ORO 2019 in Riva erreichte die JUKA 80,54 von 100 Punkten. Mit den Stücken Aqv(Marco Somadossi) und der Faber Suite (Michele Grassani) wurde ein herausragendes Ergebnis erzielt.

Beim 53. Kreisjugendmusiktag der Bläserjugend am 18. März 2023 in Dürmentingen erreichte die JUKA Illertal/Rottal unter der Leitung von Theresa Erb und Tobias Kohler mit den Stücken Alpine Adventure von Michale Oare und Silver Creek Valley von Kees Vlak die Note „Hervorragend“.